Fasanenstrasse 58.
Berlin. W.
17.2.1909.
Mein guter Ossip.
Verzeihen Sie, dass ich nicht geschrieben habe. Nicht, dass ich nicht an Sie denke. Denn das thue ich und jeden Tag. Aber ich schreibe so schlechte Briefe. Und ich habe auch nichts zu schreiben. Sie kennen ja das Leben hier. Es ist wie immer. Und auch in Petersburg können Sie sich sagen: Jetzt geht Bang spazieren; jetzt geht er zu Tisch; jetzt geht er schlafen. Nur eins hat sich ein wenig geändert: ich habe wieder angefangen zu arbeiten und »die Liste« ist recht schön.... Ach, lieber Ossip, wie ist das doch alles langweilig... Na. Und Ihre Arbeit? Sind Sie ebenso faul wie gewöhnlich? Es scheint beinahe so. Sie haben in der Beziehung kein Gewissen ‒ nicht Ihnen selbst gegenüber, nicht dem Vaterlande. Oh, hätte ich Ihre Jugend og Ihre Kräfte, und wäre ich ein Russe, wie würde ich darauf los stürmen ‒ ‒ Sie aber. Ist das ein Elend. Ein solches Gehirn zu haben und dann eine solche Lust das alles zu »verplaudern« ‒ Na, wird dies eine Predigt und noch dazu eine nutzlose.... Schmied war bei mir. Es geht ihm ‒ glaube ich ‒ besser. Magnussen hat sich verlobt ‒ mit einer Dänin ‒ und ist noch krank..... Sonst weiss ich gar nichts. Nur, dass ich mich sehr nach Ihnen sehne.
Auf Wiedersehen, très cher.
Herman Bang.
Ich möchte gern die russische Revue sehen, in welcher über mich etwas stand ‒ weil es in Rusland ist