by Brahe, T. (1596)   Redaktion: J.L.E. Dreyer (1919)  
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|DEM DURCHLEUCHTIGSTEN/ HOCHGEBORNEN FÜRSTEN VND HERRN/ HERRN WILHELM, LANDTGRAUEN ZU HESSEN/ GRAUEN ZU CATZENELNBOGEN/ DIETZ/ ZIEGENHAIN VND NIDDA: MEINEM GNEDIGEN HERRN.

DURCHLEUCHTIGSTER/ Hochgeborner Fürst. Gnedigster Herr/ Ewer F. G. kan ich dienstlich vnangezeigt nicht lassen/ wie daß ich derselben Schreiben von jrem Denischen Jungen/ dem Bilden meinem Vettern den 23. Septembris wol empfangen hab. In welchem Ew. F. G. abermals von dem Elendsthier (wovon ich ein mal in meinem Schreiben Zusage gethan) meldung thut. Was aber dasselbig Thier (da ichs noch im vorradt hette/ vnd willens war/ Ew. F. G. vberzuschicken) am Beinbruche fürn zusall bekommen hab/ vnd darüber gestorben sey/ solchs ist in meinem vorigen Schreiben gnugsam angezogen/ Welch Schreiben ich dem Edlen vnd Vesten Henrich Rammel/ meinem besondern gutem Freunde/ so baldt er mir Ew. F. G. Brieff (deß Datum vnderm 22. Maij stehet) |hat zugeschickt/ widerumb vberliefern lassen. Darauff er mich folgendts allhie besucht/ vnd also solchen Brieff mit einem eigen Botten an Ew. F. G. abzufertigen verheissen. Er hat auch allhie das mal vnder andern mit mir von dero Theologorum (die Anno 1529. zu Marpurg zusammen gewesen) Vergleichung geredt/ vnd darneben ein Deutsches Scriptum (welchs Ew. F. G. jme vberschickt) gezeigt/ worin dieselbige Concordantien Articulweiß verfast/ vnd mit Ew. F. G. Handtschrifft allenthalben zu weiterer Versicherung vndergezeichnet seyndt. Vnd wiewol ich damals dieselbige mit den jenigen/ die in Historia Augustanæ Confessionis, Francofordiæ ad Mænum, per Matthiam Ritterum Ecclesiasten Anno 1578. editâ, et a Chytræo prius contextâ, fol. 643. et seq. commemorirt werden/ ob alles da bona fide, wie es sich gebürt/ Latine referirt vnd reddirt wirdt/ zu conferiren willens gewesen bin/ So ists doch (dieweyl gedachter Ramelius von hinnen nach Pommern notwendiger Gescheffte halben eylete/ vnd auch vmb anderer fürfelle willen) nachblieben. Es kan aber Ew. F. G. leichtlich mit dem jetztgedachten Lateinischen Exemplari ein Collation hierin instituiren lassen/ ob alles gebürlich vnd rechtmessig transferirt worden. Welchs ich auch gern thun wolte/ wan Ew. F. G. mir auch ein Abschrifft davon gnediglich communiciren, oder aber daß mir ermeldter Ramelius ein Copey von dem seinigen mitteile/ gestatten wolte. Dan ich vermercke wol auß der widerparteyischen Theologen zu vnsern zeiten außgangenen Scriptis, daß sie nicht allenthalben candide et conuenienter Aruer|sariorum sententias citiren vnd außlegen/ sondern daß ein grosse Philautia, ambitio, odium, vnd vincendi vindictæque cupiditas bey jnen mehrern teils vberhandt genommen/ Ita vt sub prætextu promotionis veritatis Euangelicæ, seipsos et sua vt plurimum quærant. Aber man mag sie in jrer Würde bleiben/ vnd jre Sachen selber verantworten lassen.

Anlangendt aber mein vorbemeldts Schreiben (in welchem ich alle gelegenheit vom Elendsthier vermeldet hab) schicke ich Ew. F. G. nu dasselb zu. Dan da obgedachter Ramelius auff dem Wege/ alß er von hinnen nach Deutschlandt reysete/ erfaren/ daß Ew. F. G. Junge allhie verhanden war/ hat er mir den Brieff wider zurück geschickt/ vnd darneben einen andern/ den er selbst an Ew. F. G. dirigirt, auff daß ich Ew. F. G. Jungen dieselbe/ vmb andere Vnkosten zu vermeyden/ mitgeben kündte/ welchs ich auch gethan hab/ dieweyl der Junge widerumb zu Ew. F. G. baldt zurück zeucht. Jch hab auch vnder der zeit/ die er hie im Lande verharret/ allenthalben bey meiner Freundtschafft nachforschen lassen/ ob jrgendts ein Elendsthier/ das zahm sey/ verhanden were/ aber niergendts ein solchs erfragen können/ sonst hette ich jetzunder Ew. F. G. eines mit demselbigen Jungen (der mir gnugsam zu verstehen gab/ was Ew. F. G. fur grosse Lust zu einem solchen Thier habe) vbergeschickt. Auff das aber Ew. F. G. gleichwol hierin mit dem ersten möchte gewilfart |werden/ hab ich hinauff in Norwegen an Königlicher Maiestat allda Stadthalter/ den Edlen vnd Wolgebornen Axel Güldenstern/ welcher mein gar nahe Verwandter vnd sehr guter Freundt ist/ fleissig geschrieben vnd angelangt/ daß er mir auffs wenigst ein par derselbigen Thier/ die da jung weren/ mit erster gelegenheit herab schicken wolte/ dan dero in seinem Lehen vnd Gebiete etliche verhanden seyndt. Hab auch gleichfalls einem andern Edelman in Norwegen/ der mir nahe beschwägert ist/ geschrieben/ daß er mir auch ein par auß seinem Lehen (da man auch der Gattung nicht wenig findet) mit dem ersten wolte zustehen lassen. Bin darumb guter hoffnung/ ich werde auffs wenigste von dieser einem/ wo nicht von allen beyden/ dero Thieren etliche bekommen. Welchs/ so es nicht vorm Winter geschehen kan/ hoffe ich doch auffs Vorjar Ew. F. G. hierin nach jrem willen dienstlich zu seyn.

Was antrifft das ander Thier/ welchs Orix genandt wirdt/ hab ich das auch in meinem Deutschen Gesnero nachgesucht/ vnd ein kurtze Beschreibung davon am 68. Blat gefunden/ doch keine Verzeichnuß darbey/ So meldets auch nicht/ wie hoch vnd groß es seyn soll. Worauß ich vermercke/ daß Ew. F. G. Deutscher Gesnerus ein ander Buch vnd Exemplar sey/ dan welchs mir bey der Handt ist. Es muß ein gewaltig groß Thier seyn/ vnd wol bey zweyer Mans höhe erreichen/ |wan es 23. Spann hoch ist. Von diesem weiß man in vnsern Landen/ vnd den jenigen/ die noch mehr gegen Norden gelegen seyndt/ bißhero gar nichts zu sagen/ dan es wirdt allda kaum gefunden. Ich bin wol newlich in erfarung kommen/ daß vorbemeldter Axel Güldenstern vor kurtzer zeit/ ein seltzames vnd zuvor nicht viel bekandtes Thier in Norwegen/ von den jenigen Leuten/ die vber die hohe vnd mit Schnee bedeckten Klippen auff besondern langen vnd breiten Höltzern vnder den Füssen fast gemacht/ gar schnell lauffen/ also/ daß sie ein Hirsch ereylen können/ soll auffgespürt haben. Aber was es für ein Thier sey/ vnd wie groß/ hab ich noch nicht gnugsam erfaren können. So baldt ich einige Wiffenschafft davon kriege/ wil ich Ew. F. G. solchs anzeigen.

Von den Obseruationibus Stellarum Fixarum, davon Ew. F. G. allhie auch meldung thut/ hab ich in meinem vorigen Schreiben anzeigung gethan/ daß dasselbig Buch/ darin sie begriffen werden/ noch nicht vollendts in Druck verfertigt sey. So baldt aber das geschicht/ soli Ew. F. G. dasselb zuzuschichen nicht vnderlassen werden.

Daß Ew. F. G. Mathematicus ROTHMANNVS, noch bißhero sich nicht hat eingestelt/ thut mich je lenger je mehr verwundern/ vnd es muß seltzame Vrsache haben/ daß er so lange außbleibt. Ewer F. G. wirdt wol Mittel finden/ daß sie jn widerumb zu sich alliciren könne/ wan sie schon einige Liberalitet, mehr alß sonst/ auff jn wagen solle/ auff daß er das vorgenommene Opus Fixarum Stellarum desto williger vnd bälder verfertige. Es mangelt jme am |Ingenio vnd Wiffenschafft darzu nicht/ Aber mir hat wol an jme gedaucht/ daß er (wie Ew. F. G. auch zuvor von jm geschrieben hat) einen eigenwillischen Kopff haben solte/ worauff jme nur gelüstete seinen eigen Hut auffzusetzen. Wie man dan offt findet/ daß excellentia Ingenia auch jre sonderliche Gebrechen vnd Næuos haben/ die man dan/ so sie nicht anders zu corrigiren seyndt/ gedulten mag. Jch versehe mich zu jme/ er werde sich noch besinnen/ vnd sich zu Ew. F. G. wider einstellen/ vnd im fürhabenden Wercke keinen fleiß vnd mühe sparen/ damit es mit dem ersten an Tag möchte kommen.

Von den Papiermachern hab ich Ew. F. G. auch im vorigen Schreiben zuverstehen geben/ daß ich deren jetzunder keinen bedürffe/ dieweil ich selbs schon lengst Leute bekommen hab/ die mir die Arbeit verrichten. Thu mich gleichwol für den erbottenen gnedigen willen/ gegen Ew. F. G. dienstlich vnd zum höchsten bedancken: Gleichsfalls auch für die mitgeteilte newe Zeitung/ die mir gar angenem gewesen seyndt.

Was diese Länder antrifft/ weiß ich Ew. F. G. nichts newes widerumb zuzuschreiben/ dan daß Status Daniæ vnd Noruegiæ, noch |(Gott Lob) gar friedig vnd richtig sey. Der Allmechtige Gott wölle weiter Gnade verleihen. Weiß E. F. G. dißmal weiters nicht zuzuschreiben/ Wo aber etwas fürfellt/ solches soll Ew. F. G. mit erster gelegenheit referirt werden.

Vnd wil Ew. F. G. in Gottes Allmechtigen gnadenreichen Schirm/ zu langwiriger Gesundtheit vnd friedlicher Landsregierung/ hiemit befohlen haben.
Ewer F. G.
Dienstwilliger
TYCHO BRAHE.
POSTSCRIPTA.

NACH dem ich vermercke auß Ew. F. G. Brieff/ daß der ROTHMANNVS noch nicht in so lange zeit angekommen ist/ gedencke ich wol/ daß er auch die Descriptionem meorum Instrumentorum, welche er hie verzeichnet hat/ kaum wirdt Ew. F. G. zugeschickt haben. Darumb hab ich nicht wollen vnderlassen/ meinem Deuschen Amanuensi zu befehlen/ daß er von new ein Description davon/ so viel jm in der eyl müglich were/ zusammen schriebe/ welche Ew. F. G. hierbey mit vorgemeldten Knaben bekommen wird. Wan ich selbst ein mal besser weyl habe/ bin ich willens alle meine Instrumenta Astronomica deutlicher vnd fleissiger/ beyde mit jre Fabricâ vnd vsu zu beschreiben. Ew. F. G. wolle diese geringe Consignation in gnedigen Willen annemen. Datum vt supra.